Büromaus (Happyend)
Gerade läuft mir die Büromaus vor die Füße, wobei mir brandheiß einfällt, ich habe eine Büromaus, die mir regelmäßig vor die Füße läuft, bloß … die Maus, die ja als potentielle Trägerin von Hantaviren geoutet ist, Füße, die bloße Füße sind, – nackt lugen meine Zehen aus den Sandalen hervor -, und dieser Nager lugt meine nackten Zehen an, und es ist heiß, und jede meiner zehn Zehen, vom linken kleinen Zeh über meine beiden großen Zehen bis hin zu meinem rechten kleinen Zeh, lugen den Nager an und auch mein Hühnerauge am Fußballen schielt verstohlen das Mäuschen an. Ich finde sie jetzt nicht mehr so anmutig, wie ich sie bisher anmutig empfunden habe, die kleine Büromaus, die mir gleich therapie- und impfungsresistente Hantaviren überträgt, die sich meine geouteten Zehen beäugt, wie sie ungeschützt aus meinen Sandalen hervorlugen. Und mir wird heiß, mein Leben spult sich vor mir ab, ich denke an den Haufen ungeschützten Sex, den ich leichtsinnig getrieben und wieder getrieben habe und ich fühle mich auf einmal ganz nackt, sehe lauter nackte wuselnde und schwitzende Frauenleiber, und ich fürchte um mein nacktes Leben. Mich überrennt der fürchterliche Gedanke, eine Maus, potentielle Trägerin von Hantaviren, eine Infektion kann zu Fehl- oder Frühgeburten führen (gut, dass ich nicht schwanger werden kann), lässt mich an ungeschützten Sex denken: Wie empfindlich ist mein Liebesleben doch herunter gesackt.
Die Erkenntnis, diese Maus kann meine beknackte Existenz beenden, wird übermächtig und ich falle in eine wohltuende Schockstarre, gelähmt von der Wehrlosigkeit meines Daseins auf dem Bürostuhl, von der Nichtigkeit meines Seins, während die Maus näher und näher rückt: Klein, niedlich, und doch so tödlich. Wird sie gleich an meinen Zehen lecken und dann hinein beißen? Nicht atmen, den Hantaviren werden auch einfach eingeatmet, da erstickt man doch lieber, und mein Kopf dreht sich pulsierend, aufgezogen von der laut und lauter rasend um sich schlagenden Uhr, pendelnd und zuckend vor Hitze an der wabernden Bürowand: Ihre Zeittotschläger wollen mir etwas zeigen. Und tatsächlich, die Zeit ist tot, mausetot, Geschlagen steht sie still, und, – hier kommt das versprochene Happyend -, steht kurz vor Feierabend.
Juni 24th, 2011 at 11:08
Geht man einmal davon aus, dass das männliche Gehirn, in extremen Notsituationen überraschend treffsicher Jenes auf der Festplatte festtackert,
welches das existientielle Überleben sichert, dann möchte ich dann doch nicht versäumen, dir zu ebendieser Strategie aufs herzlichste zu gratulieren.
Ich verbleibe mit den allerliebsten Grüssen
Deine Falbala